Arzneimittelbezogene Probleme sind sehr komplex. Sie haben unterschiedliche Ursachen und Konsequenzen und werden mitunter auch unterschiedlichen Themenbereichen zugeordnet, je nachdem wo der Bewerter den Schwerpunkt sieht. Dass inzwischen auch Medikationsfehler (des Arztes) als ABP verstanden werden, macht es noch schwieriger, sie einem einheitlichen Klassifizierungssystem zu unterwerfen. Eine Klassifizierung ist dennoch sinnvoll, um feststellen zu können, in welchen Hauptgruppen ABP am häufigsten vorkommen (also: unzweckmässige Wahl des Arzneimittels, inklusive Doppelverordnungen, Interaktionen, Compliance, Dosierungsprobleme, eventuelle Fehlverordnungen sowie UAW). Denn nur mit diesem Wissen können Strategien entwickelt werden um die jeweiligen ABPs prophylaktisch zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren.

Begriff und Klassifizierung der ABP sind eng mit dem Konzept der Pharmazeutischen Betreuung verbunden. Vor allem aus dem bereits genannten Grund der Komplexität hält die Auseinandersetzung um die Definitionen, aber auch das Konzept selbst an, insbesondere weil sie anfangs nur aus der Sicht der Apotheker geprägt wurden, eine aktive Beteiligung der Ärzte aber unerlässlich ist. Nicht zuletzt deshalb konzentriert sich in jüngster Zeit die Diskussion stärker auf das Medikationsmanagement, das den Kernprozess der Pharmazeutischen Betreuung darstellt.

Auch die Entwicklung und Testung von Klassifizierungssystemen für ABPs war von umfangreichen Diskussionen und gemeinsamen Abstimmungen begleitet, wobei sich kein System als das allein gültige durchsetzen konnte. Vielmehr muss geprüft werden, welches Klassifizierungssystem für einen konkreten Zweck am besten geeignet ist und es muss immer kenntlich gemacht werden, welches für die eigene Studie verwendet wurde. Im Folgenden werden die drei hauptsächlich verwendeten Klassifizierungssysteme kurz vorgestellt:

PCNE-Klassifikation

Die PCNE-Klassifikation für ABPs wurde 1999 entwickelt und liegt inzwischen in der Version V 6.2. (2010) vor. Da sie unter den europäischen Mitgliedsländern des Pharrmaceutical Care Networks Europe (PCNE) abgestimmt wurde, ist sie besonders für internationale Vergleichsstudien geeignet. Die Klassifizierung mit vorgegebenen Codes erfolgt hier auf mehreren Ebenen, nämlich dem Problem selbst, der Ursache des Problems, der resultierenden Intervention und dem Ergebnis dieser Intervention. Zudem kann differenziert werden, ob es sich um ein potenzielles oder ein manifestes Problem handelt. Für alle Problembereiche gibt es jeweils Haupt- und Subkategorien. Insgesamt werden 21 Problem-Codes, 34 Ursachen-Codes, 18 Interventions-Codes und 6 Ergebnis-Codes verwendet. Das PCNE–Klassifikationssystem wurde validiert, wobei sich aber herausstellte, dass eine Reihe von ABPs nicht darstellbar waren und unterschiedliche Personen auch unterschiedliche Codes für ein und dasselbe Problem vergeben haben.

DokuPIK

DokuPIK basiert auf einer seit 2004 existierenden Datenbank zur Dokumentation von Medikationsfehlern, die von einer Arbeitsgruppe der ADKA initiiert und über ein Onlineportal allen Krankenhausapothekern zur Verfügung gestellt wurde. 2008 wurde sie dahingehend erweitert, dass jetzt auch pharmazeutische Interventionen im Krankenhaus dokumentiert und ausgewertet werden können.

Insofern handelt es sich hier im engeren Sinne nicht um ein Klassifizierungssystem für alle ABPs, sondern fokussiert auf Medikationsfehler und hat sich aus der Tätigkeit der Krankenhausapotheker mit ihren speziellen Schwerpunkten entwickelt. Nichtsdestotrotz wird DokuPIK für Studien, die in Krankenhäusern durchgeführt werden, häufig für die Dokumentation der erbrachten Betreuungsleistung eingesetzt. Für ADKA-Mitglieder ist die Nutzung der Datenbank als Haupt- oder Unternutzer kostenfrei, muss jedoch immer beantragt werden.

Weitere Details unter: https://www.adka-dokupik.de/